Zooviertel / Gelände Kothen

Das Gelände am Kothen

Das Zooviertel in Wuppertal - Titel der Inaugural-Dissertation von Markus Arndt

 

 

Markus Arndt: Das Zooviertel in Wuppertal

6.1 Das Gelände am Kothen

Das Gebiet, auf dem sich heute der Zoologische Garten und das Tiergartenviertel befinden, liegt auf der Grenze zwischen Sonnborn und Elberfeld am Westhang des Kiesbergs unterhalb der Königshöhe. Im Westen wird das Gebiet durch die Wupper begrenzt, im Norden durch die Bahntrasse der Düsseldorf-Elberfelder Aktiengesellschaft. Im Süden und Osten ist durch den Kiesberg, der das Gelände umschließt, eine natürliche Grenze gegeben. Das Areal war der Stadt Elberfeld in ihrer damaligen Ausdehnung abgewandt. Ohne Nahverkehrsmittel war das Gelände am Kothen zu Fuß einen Tagesausflug von der Stadt entfernt. Demnach war zu seiner Entstehungszeit sowohl der Zoologische Garten wie auch das Viertel sehr weit von der Stadt abgelegen.

Abb. 17 Ansicht des Geländes am Kothen vor der Anlage des Zooviertels (aus Markus Arndt: Das Zooviertel in Wuppertal)

Abb. 17 Ansicht des Geländes am Kothen vor der Anlage des Zooviertels

Das gesamte Gebiet war vor der Anlage des Zoos bis auf drei Gehöftgruppen unbebaut. Es gab keine befestigten Straßen und das Gelände war landwirtschaftlich geprägt. Eine der drei Gehöftgruppen lag auf dem Elberfelder Teil und hatte laut alter Flurkarten und Notariatsurkunden den Namen "Am Kothen". Dieser Hof befand sich dort, wo später im Viertel der Häuserblock zwischen der Herthastraße und der Jaegerstraße angelegt wurde. Er wurde bewohnt von der Familie Pfannkuchen, deren Söhnen Peter und August Pfannkuchen das gesamte Gelände des heutigen Zooviertels bis zum Verkauf an Hermanns & Riemann gehörte. Die zweite Gehöftgruppe befand sich auf dem Sonnborner Teil des Areals und hatte die Bezeichnung "Oben vorm Steeg". Oben vorm Steeg bestand aus einer Ansammlung von ca. 8 Häusern und nahm auf dem Gelände den westlichen Teil ein. Das Gebiet fiel hier bis zur Wupper hin ab. Bewohner und Besitzer dieser Gehöftgruppe war die Familie Schön, die sich 1875 dort niedergelassen hatte, nachdem sie den Hof inklusive Land von den Pfannkuchens gekauft hatte? Darüber hinaus befand sich ein weiterer Hof mit dem Land, auf dem der heutige Zoologische Garten liegt, im Süden des Areals. Er gehörte ursprünglich dem Besitzer Breitfeld, der seinen Hof 1843 an die Freunde Friedrich Wilhelm Ulenberg und Friedrich Frische verkaufte, die in Elberfeld an der Aue wohnten und diesen Hof als Sommerhaus nutzten. Als Ulenberg und Frische gestorben waren, ging das Gut 1870 an die Schwiegersöhne August Neuburg und August Von der Heydt über. 1879 verkauften die Besitzer das Gut mit Gutshaus und rund 45 Morgen Land an die Zoogesellschaft.

Das Gelände war bis auf diese wenigen Ansiedlungen und Häuser völlig unerschlossen, lediglich die Eisenbahn von Düsseldorf nach Elberfeld führte am Gebiet entlang. Außerdem existierte eine Brükke, die über die Wupper führte und das Gelände mit Sonnborn verband. Diese Brücke war ursprünglich von Heinrich Schön aus Holz erbaut worden und erhielt den Namen "Kothener Brücke", wodurch "eine alte Flurbezeichnung lebendig bleibt". Erst mit der Anlage der Straßentrassen im Zooviertel wurde eine zweispurige Brücke über die Wupper gebaut. In den 80er Jahren unseres Jahrhunderts erhielt sie den Namen `Schweriner Ufer'. Am Haus Sonnborner Straße Nr. 22, direkt gegenüber der Brücke, existiert bis heute eine Erinnerung an den alten Flurnamen und an die alte Brückenbezeichnung in Form eines architektonischen Schmuckelements: An der Fassade steht als Stuckornament geschrieben "Zur Kothener Brükke". Bevor diese Holzbrücke existierte, war das Gelände am Kothen nur durch eine Furt erreichbar, bei Hochwasser war das Gebiet tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Eine Schilderung verdeutlicht die schwierige Erreichbarkeit und Abgeschiedenheit des Gebietes: Die Freunde Ulenberg und Frische, die den südlichen Hof von Breitfeld erwarben, konnten das Gelände nur erreichen, indem sie die letzte Brücke über die Wupper von Elberfeld aus benutzten, um auf das andere Wupperufer zu gelangen. Diese Brücke befand sich an der damaligen "Breiten Straße" (heute Tannenbergstraße) und führte von da aus zum Bahnhof Steinbeck. Da von hier aus der Weg zum Kothen zu weit war, waren die Freunde auf einen Privatsteg des Rittmeisters Boeddinghaus angewiesen, der am Westende über die Wupper führte. Vom Steg aus ging man über Wiesen durch Buschwerk und Felder, um das Gelände zu erreichen. Auf alten Flurkarten sind die Wege eingezeichnet, die vom Arrenberg, d.h. aus Richtung der heutigen Tiergartenstraße, zum Gehöft der Pfannkuchens und Schöns führten.

 

Diesen Text (S. 78 ff.) und viele weitere Informationen finden Sie in:

Markus Arndt
Das Zooviertel in Wuppertal als Beispiel für Planung und Bebauung eines gründerzeitlichen Villenviertels
Dissertation, Bergische Universität/GHS Wuppertal
Sprockhövel 1999

Der Veröffentlichung des Textes auf dieser Webseite hat Herr Dr. Markus Arndt freundlicherweise zugestimmt.